Donnerstag, 3. Mai 2007

Die ersten Wochen

So, hab endlich mal wieder kurz Zeit gefunden, ein wenig zu Schreiben. Allerdings werde ich jetzt ein wenig wenig ausführlicher, hab ja einiges aufzuholen.

Die Erstmal-Irgendwo-Unterkommen-Story
Wie ich schon geschrieben hatte, konnte ich die erste Woche, in der ich noch keine Unterkunft hatte, bei Jan, meinem ehemaligen Arbeitskollegen vom DLR, pennen. Seine Bude war zwar ein bißchen außerhalb, aber günstig ;). Das Haus, von ihm mittlerweile nur noch liebevoll "Loch" genannt, beherbergt 7 Leute und ich hat mich schon mal auf das schlimmste bei der Wohnungssuche vorbereitet :). Nein, so schlimm war es auch wieder nicht.

Danke Jan, war echt klasse! Schade, dass dir unterkunfttechnisch so ein einfacher Einstieg in Canberra vergönnt war. Erinner mich mal dran, dass ich dir morgen ein Bier ausgeb.

Geschlafen hab ich also bei Jan, tagsüber bin ich an die Uni gefahren, hab noch ein wenig Formelles erledigt und mich intensiv um Unterkunft und Fortbewegungsmittel bemüht. Ich hatte dann auch Glück und gleich von Donnerstag bis Samstag drei Besichtigungstermine, wovon die Jungs vom ersten Termin mir dann am Sonntag schon zusagten. Am Montag früh zog ich dann ein. Allerdings ergab sich das Problem, dass das Zimmer entgegen der Angaben in der Anzeige dann doch unmöbliert war. Da die Jungs aber nett schienen und die Lage des Hauses zur Innenstadt und zur Arbeit exzellent waren, hab ich das Zimmer dann doch genommen. Schrank und einen Sessel hab ich noch aus der Garage vor dem Zerfall retten können. Einen Tisch konnte ich mir aus der Küche, einen Stuhl aus dem Esszimmer klauen. Das größte Problem war das Bett. Für den Anfang tat´s dann die Gästematratze von einem der Mitbewohner.
Die Jungs, Stephen und Jonathan, beides Australier, waren echt hilfsbereit. Am Dienstagmorgen noch bevor ich aufgestanden war, war Stephen schon mit dem Auto zu den Shops gefahren und hatte die Zeitung mit den Annoncen gekauft. Außerdem fuhren sie mich bereitwillig in ganz Canberra rum, um mit mir nach Bett und Fahrrad zu suchen. Am Dienstag nachmittag hatte ich dann ein passables Fahrrad und am Mittwoch abend ein Bett.
Nachdem das Bett dann aufgebaut war, hab ich den beiden dann offenbart, dass ich Geburtstag hab und dass ich noch einen Kuchen und ein wenig Bier kaufen will. Auf dem Weg zu den Shops und zum Liquor Store waren wir dann noch beim Chinesen, wo es sich die Jungs dann nicht nehmen liessen, mir das Abendessen auszugegeben, genauso wie später den Kuchen. Da war ich dann endgültig überzeugt, dass ich mich für die richtige WG entschieden hab.


Danke Jungs, war ein super Geburtstag! Auch wenn ihr das hier wahrscheinlich nie lesen bzw. verstehen werdet ;).

Da mittlerweile meine neue Kamera angekommen ist, kann ich dann am Wochenende dann mal ein paar Fotos von unserem Häuschen und meinem Zimmer schießen und hochladen.

Die Erstmal-Freunde-Finden-Story
Die Anwesenheit von Jan hier in Canberra hat mir schon vieles leichter gemacht. Gleich am ersten Samstag nahm er mich mit auf eine Party. Über einen Kollegen an der Uni hat er hier Kontakt zu der Europäisch-Kanadischen-Botschaftspraktikanten-Szene geknüpft, die sich zweimal die Woche (Di. und Fr.) zum Fortgehen trifft. Die Party war nun die Abschiedsparty einer kanadischen Praktikanten und ich hab natürlich gleich einen ganzen Haufen Leute kennengelernt. Einige davon könnt ihr ja schon eine Weile in den Fotoalben sehen. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt noch ohne Fahrrad und so auf das Bussystem Canberras angewiesen, was sagen wir mal nicht wirklich Spass macht:
Ich war um halb acht bei Jan fertig zum losgehen, allerdings musste ich dann erstmal anfangen mir Busse zu suchen, die am Wochenende und dann noch nach 18 Uhr fahren. Hier fast ein Ding der Unmöglichkeit. Das Ende vom Lied: Ich war um zehn auf der Feier und musste um viertel nach elf wieder gehen :(. Unglücklicherweise hatte Jan (er war mit dem Fahrrad unterwegs) vergessen, den Schlüssel am vereinbarten Platz zu hinterlegen, weswegen ich dann die halbe Nacht in der Küche von Jans Haus verbracht hab (vergiß das mit dem Bier wieder ;) ).

Die Anzac-Day-Story
Das Australien das richtige Land für mich ist, hab ich gemerkt, als ich erfahren hab, dass der 25.4 hier ein Feiertag ist :).
Die Australier gedenken an diesem Tag all ihrer im Krieg Gefallenen. Wer jetzt denkt, welche Kriege haben die denn schon mitgemacht, dem kann ich sagen, sie haben in diesem Jahrhundert so gut wie keinen ausgelassen! Hab´s auch nicht gewußt, aber die Australier waren im ersten und im zweiten Weltkrieg, Korea, Vietnam und stehen grad auch im Irak. Ich dachte erst, es wär die Verbundenheit zur englischen Krone, die sie als ehemalige Kolonie überall mitreingezogen hat. Jan hat aber erzählt, seine Kollegen meinten, dass Australien außenpolitisch eigentlich eher den USA blindlings hinterherläuft, fragt mich nicht wieso.
Naja, auf jeden Fall ist den Gefallenen der Anzac-Truppen (Australian and New Zealand Army Corps) hier eine eigene Strasse und eine großes War Memorial gewidmet. Bei Gelegenheit schau ich da nochmal mit der neuen Kamera vorbei, ist echt gut gemacht. Allerdings muss man sich über die Gesamtanzahl der Australischen Gefallenen bewußt sein: 200.000! Als Europäer kommt einem dann so ein Aufwand ein wenig seltsam vor.
Der 25.4.1915 war übrigens der Tag als die Australier bei Gallipoli landeten. Wer sich näher informieren will, kann mal bei Wikipedia unter "Schlacht von Gallipoli" nachlesen, oder den Film "Gallipoli" mit Mel Gibson gucken ;).
Naja, wie man den Fotos entnehmen kann, war ich auf jeden Fall auf der Anzac Parade und hab mir die Parade und anschliessend die Kranzniederlegung angeguckt. Da waren wirklich sämtliche hohen Tiere Australiens vor Ort, die nehmen das hier ziemlich wichtig. Eigentlich gründet auf dem "Anzac-Spirit" das gesamte Australische Nationalgefühl, wenn ich das richtig verstanden habe. Naja, ich brech das hier mal ab, wenn jemand noch fragen hat, beantworte ich sie gerne jederzeit.

Die Mal-Anfangen-Zu-Arbeiten-Story
Wegen des Umzuges, der Suche nach Bett und Fahrrad und natürlich des Feiertages bin ich dann erst am Donnerstag wieder zur Arbeit erschienen. Als erstes gab es natürlich einen dicken Stapel Paper zum Einarbeiten, den ich heute noch nicht durch hab. Allerdings mache ich nebenbei schon Vorversuche für das eigentliche Thema meiner Studienarbeit. Da mein Betreuer aber anfangs selten Zeit hatte mich einzuweisen, ging es da nur langsam vorwärts. Am Dienstag, den 1.5., zwei Wochen nach meiner Ankunft, wurde wie jedem Dienstag von jemandem aus der Überschallgruppe unseres Instituts ein Paper vorgestellt. Als nach dem Vortrag diskutiert wurde, wer nächste Woche dran ist, meinte mein Betreuer, dass ich das eine von meinen Papern machen könnte, ich müsste es ja eh lesen. Ich war davon natürlich wenig begeistert, aber was ist schon dabei, also ok. Blöd war nur, dass der Versuch, der bis zum Ende der Woche laufen sollte, damit ich diese Woche, während mein Betreuer in Japan ist, Messungen machen kann, absolut nicht funktionieren wollte. Donnerstag Abend um neun lief er dann endlich, was mir dann den Freitag ließ, um das Paper zu lesen und den Montag, um den Vortrag vorzubereiten und ein wenig zu üben. Für das Wochenende war ein Trip nach Sydney eingeplant, was den Zeitdruck nicht gerade linderte :). Naja, hab aber alles gut überstanden (nicht zuletzt wegen zweier statt nur eines ausgegebener Kuchen zum Vortrag :) ), und da das jetzt vorbei ist, könnt ihr hier wieder was lesen. (Zu dem Sydneytrip werd ich am Wochenende nochmal einen Extraeintrag schreiben, denk ich.)
Da ja nun doch schon einige gefragt haben, mal ein bißchen zu meinem Arbeitsumfeld:



Dieses Schild begrüßt einen an der Tür des Studentenzimmers :), woraus sich schliessen läßt, das ich nicht der einzige Deutsche hier bin. Der Chef der Überschallgruppe, Russell, hat eine Zeit lang in Aachen gearbeitet und zur RWTH wohl ziemlich gute Kontakte aufgebaut, weswegen ich die ersten Wochen mit drei Aachenern im Zimmer saß. Einer, Thomas, ist mittlerweile fertig und mit seinem Bruder auf Tour durch Australien, mal sehen, wer nachkommt. Natürlich ist es den Englischkenntnissen nicht grad förderlich, mit lauter Deutschen im Zimmer zu sitzen, aber dafür kommt man auch hier in den Genuß deutscher Bräuche (s. Fotoalbum Maibaumstellen), die man dann den Aussies erstmal erklären muß. Wie man an den Fotos sieht, haben die Jungs hier wohl auch schonmal Altweiberfasching gefeiert (daher noch die ganzen Bierflaschen im Regal) :).
So jetzt habt ihr wenigstens schonmal gesehen, wo ich arbeite, demnächst gibts dann noch Fotos vom Haus. Ich denk, dass reicht jetzt auch mal wieder, ist wieder länger geworden als gewollt, war aber auch einiges nachzuholen. Hoff ihr hattet Spass beim Lesen und Bilder gucken.


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