Dieser Blogeintrag fällt mir diesmal nicht so leicht, denn erstens hab ich nicht viel erlebt dieses Wochenende und zweitens hab ich von diesem Wochenende kein einziges Foto, das den Bericht ein wenig auflockern könnte :(. Vielleicht schaff ich es ja dann diesmal mich ein wenig kürzer zu fassen ;).
Vorneweg vielleicht noch: Am Donnerstag hab ich den ersten Arbeitstag gehabt, an dem es schon morgens richtig geregnet hatte. Da ich ja immer mit dem Fahrrad zur Uni fahre, dacht ich mir: bist clever, bleibst noch eine Weile liegen, wird schon irgendwann aufhören. Irgendwann gegen zehn halb elf gab es dann auch mal kurz eine Pause, in der es nur noch ein wenig tröpfelte, und ich nutzte die Gelegenheit mich auf mein Fahrrad zu schwingen. Man ist ja als Europäer einiges gewohnt und nicht aus Zucker, also los! Nach ungefähr 200m kam mir schlagartig wieder in den Sinn, was mir schon zuvor aufgefallen war, ich aber schon wieder vergessen hatte: Die Fahrräder in Australien sind standardmäßig nicht mit Schutzblechen ausgestattet! Ich weiß nicht, ob ihr wißt, wie es sich anfühlt, wenn euch jemand eine offene Wasserflasche kopfüber hinten in die Hose steckt, aber ungefähr so war es! Ihr könnt euch vermutlich vorstellen wie gut meine Laune den Rest des Tages war.
Ok, wieder zurück zum Wochenende: Am Freitag haben hab ich mit Joe Jonathan Johnsen, einem meiner Mitbewohner (nein, der heißt nicht wirklich so), daheim ein paar lustige Filme geguckt. Nach einer Weile stieß Jan und etwas später noch Steve, mein anderer Mitbewohner, zu uns. Da die Jungs dann noch Hunger hatten, sind wir dann zu viert noch in die Stadt gefahren, um etwas Eßbares zu besorgen. Der Stamm-Hähnchenladen meiner Mitbewohner befindet sich nun aber zufällig neben dem King-O'Malleys-Pub und so wurde es dann doch wieder etwas länger :).
Samstags stand tagsüber dann nichts auf dem Programm, so daß ich ein wenig ausschlafen und mich regenerieren konnte. Das war auch nötig, denn am Abend gab dann Per, der Praktikant von der Schwedischen Botschaft seinen Ausstand im "Belgian Beer Cafe". Da gab es die verschiedensten Belgischen Biere (ich glaub u.a. auch Schokoladen- und Erdbeerbier :(, hoch lebe das Reinheitsgebot!) zu einheitlich hohen Preisen: Das billigste vom Faß (Stella Artois): 0,33 l für $6,50 (3,90 €) und Flaschenbiere (z.T. mit oben genannten Geschmacksrichtungen) das billigste 0,33 l ab $10 (6 €). Das und die Pläne für den darauffolgenden Tag ließen uns dann nicht ganz so lang bleiben. Ich hatte meine Kamera dabei, hab sie aber leider den ganzen Abend in der Jackentasche gehabt, und vergessen sie herauszuholen :(.
Am Sonntag Morgen war es dann soweit, die Stunde der Wahrheit, denn ich wollte beim Krebshilfe-Wohltätigkeitslauf der kanadischen Botschaft meine Laufkünste unter Beweis stellen. Weil ich hier schon öfters joggen war, und ich über Google-Earth rausfand, dass das jedes Mal ca. 8 km (ca. 1 h) waren, hatte ich mich dafür entschieden mich für die 10km anzumelden. Ein paar Botschaftspraktikanten und Jan waren auch da, allerdings nur als Freiwillige Helfer. Leider kam ich morgens ein wenig zu knapp an, um Jan noch meine Kamera geben zu können, so daß die auch an diesem Tag nur in der Tasche blieb. Der Rest hier mal stichpunkt-(geradezu live-ticker-)artig:
- 9.10 Uhr: Beginn des "Duathlons": 5 km Fahrrad zur kanadischen Botschaft; kurzes größenwahnsinniges Überlegen, ob man unter die besten 25 kommen will
- 9.35 Uhr: Ankunft: Ausfüllen des Anmeldeformulars und umziehen; beim Betrachten der Anzahl und Ausstattung der Konkurrenz wird schnell klar, nur der olympische Gedanke zählt: Dabei sein ist alles! (vielleicht noch ins Ziel kommen)
- 9.45 Uhr: Aufwärmen entfällt, bin ja mit dem Fahrrad hergefahren, das muß reichen
- 9.55 Uhr: Gang an den (Massen)Start: gut 15m hinter der Startlinie irgendwo zwischendrängeln wo Platz ist
- 10 Uhr: Startschuß: das Chaos beginnt:
*km 0.02: bei einem Überholmanöver fast jemanden über den Haufen gerannt, gerade noch ausgewichen
*km 0.05: laß mich von einigen schnelleren Läufern mitreißen und zieh ganz rechts an einer größeren Menge von Läufern vorbei
*km 0.10: erste Verkrampfungen der Wadenmuskulator, kein Problem, hab ich öfters, einfach weitermachen
*km 0.20: erste Versuche ein eigenes Tempo zu finden, jetzt werde ich laufend überholt
*km 0.40: ich passiere den ersten Streckenposten und winke Jan kurz zu
*km 1.00: erstes Stechen in der linken Brust, wär ich deswegen nicht schon mal beim Kardiologen gewesen, wär ich mir sicher gewesen, es wär mein Herz; war es aber ja nicht, also weitermachen
*km 1.20: die ersten Läufer, die den 5km Lauf machen, kommen mir schon wieder entgegen
*km 1.70: Schmerzen in Wade und Brust nehmen zu, ich versuche mein Tempo zu halten, ich werde weiterhin durchgehend von anderen Läufern überholt
*km 2.00: Passieren der 2km-Marke, erst ein Fünftel geschafft; erste Überlegungen bei der 2,5 km Marke umzudrehen und doch nur 5 km zu machen, die Verlockung ist groß
*km 2.50: Aufgeben gilt nicht, vielleicht hab ich ja nur zu wenig getrunken vorher, also Wasserbecher in die Hand, Hälfte beim Laufen ins Gesicht verschüttet, weiter gehts!
*km 3.00: am Wasser lags nicht, ein Stechen in der rechten Brust gesellt sich zu dem in der linken, definitiv nicht das Herz, vielleicht die Lunge?
*km 4.00: zwei Rentner ziehen beherzt an mir vorbei, was solls, den Kampf gegen die Konkurrenz hab ich schon lang aufgegeben, ich kämpfe nur noch gegen meinen Körper
*km 4.50: immer wenn ich denke, das Stechen in der Brust verschwindet langsam, kommt es in schöner Regelmäßigkeit nach einer halben Minute wieder
*km 5.00: zwei bekannte Gesichter: zwei Französinnen vom letzten Praktikantenabend als Streckenposten, kurz gewunken, dann einen Wasserbecher gegriffen und nach ein zwei Schlücken und Schritten theatralisch an den Straßenrand gepfeffert
*km 6.00: überraschenderweise kommen mir auf dem Rückweg doch noch einige entgegen, ich dacht schon, es hätten mich alle überholt
*km 6.50: zwei jünge Mütter kommen mir mit ihren (Sport?-)Kinderwägen entgegengejoggt: Respekt!
*km 7.50: letzte Tankstation vor dem Ziel, wieder ein Becher Wasser; langsam gewöhn ich mich an den Schmerz
*km 8.00: Ende der Strecke, die ich normalerweise laufe, aus irgendeinem Grund denke ich, ich könnte die letzten zwei Kilometer nochmal ein bißchen anziehen
*km 8.20: ein erstes Opfer für einen Überholversuch ist ausgemacht
*km 8.30: das Opfer verabschiedet sich kurz vor dem Überholmanöver auf die öffentlichen Toiletten im naheliegenden Park
*km 8.35: ein neues Opfer ist gefunden
*km 8.50: das Opfer hält kurz bevor ich überholen kann hustend an der Seite an
*km 8.70: zu den Wadenkrämpfen gesellt sich ein seltsamer Schmerz im rechten Knöchel
*km 9.00: die letzten 2 Kilometer kommen einem nochmal vor wie 5
*km 9.60: ich passiere wieder Jans Streckenposten, er schreit irgendwas, feuert mich an, gutes Gefühl
*km 10! Unglaublich tatsächlich geschafft! kurzer Blick auf die laufende Uhr ca. 53:30 min, nicht schlecht, wenn auch unerwartet: 2 km mehr in sechseinhalb Minuten weniger, jetzt weiß ich, warum meine Waden so weh tun
- 11.00 Uhr: ich hole mir Wasser und frisches Obst (Orangenschnitze und Wassermelone) vom Versorgungsstand, von der Kondition her geht es noch, aber die Beine schmerzen
- 11.15 Uhr: ich hole mir ein paar Pfannkuchen vom Frühstücksstand, hier natürlich orginal kanadisch getränkt mit zuckersüßem Ahornsirup (laut Erin (kanadische Botschaftspraktikantin und Mitorganisatorin) extra eingeflogen)
- 11.25 Uhr: Umziehen, Kaffeetrinken, auf die anderen Warten, nebenbei Siegerehrung: schnellster Läufer auf 10 km: 30:nochwas, da muß ich wohl noch ein bißchen arbeiten
- 11.50 Uhr: nach kurzem Plausch mit den anderen schwing ich mich für die letzten 5km nochmal aufs Rad: ab nach Hause!
- 12.15 Uhr: verdiente und dringend benötigte Dusche
Ok, das mit dem Kurzfassen ging mal wieder mächtig in die Hose, hoffe, ihr habt es trotzdem lesen können, ohne einzuschlafen! Werde mich nächstes Mal wieder um Fotos bemühen, sorry nochmal.